Senioren-Union kennt die vier Erzfeinde der Bahn

23.08.2018
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„Alle reden vom Wetter - wir nicht.“ Die Kampagne der Bahn vom Jahr 1966 löst anno 2018 bei Senioren nur noch höhnische Reaktionen aus. Wenn einer eine Reise macht, trifft er heute auf die vier Erzfeinde der Bahn: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Im Sommer versagt die Technik, die Kunden fühlen sich oft, wie in einer Hähnchengrillbude, im Winter frieren die Reisenden und die Weichen ein, zwischendurch verhindern Blätter, umgefallene Bäume und kaputte Loks, dass Reisende pünktlich ans Ziel kommen.

Nun plant der Bund einen neuen „Taktfahrplan“ mit Umsteigen ohne Wartezeit für einen reibungslosen Bahnverkehr. Die schöne, neue Welt der Bahn wird aber wohl ein Traum bleiben: Pleiten, Pech und Pannen bei der Bahn dürften sicher auch künftig den Alltag der Bahnreisenden bestimmen, wenn nicht grundsätzliche Weichen neu gestellt werden.

Gerade Senioren wissen als Experten für Fahrpläne ein Lied davon zu singen, dass sie nie pünktlich bei ihren Enkeln ankommen, weil „Störungen im Betriebsablauf“ (was eigentlich ist das genau?) den Fahrplan in ein Märchenbuch verwandeln. Wenn der 80-jährige Opa ewig auf dem kalten Bahnsteig auf den Zug wartet, Verspätungen wie von Geisterhand immer länger werden und präzise Auskünfte von der Ansage taktvoll verschwiegen werden aber direkte Ansprechpartner der Bahn auf Bahnhöfen mittlerweile Mangelware sind - dann zeigt die Bahn, was sie unter Kundendienst versteht.

In Kürze soll also ein Musterfahrplan vorgestellt werden, damit das Bahnfahren einfacher und schneller wird. Derzeit läuft jeder vierte ICE-Zug verspätet im Bahnhof ein - das Problem liegt also nicht beim Fahrplan, sondern bei der Bahn. Die Senioren-Union unterstützt daher das Anliegen der Bundesregierung schon aus vitalem Eigeninteresse, denn (nicht nur) Millionen Seniorinnen und Senioren sind einfach darauf angewiesen, dass die Bahn pünktlich fährt.