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»Wer in einem Wahlkreis aufgestellt werden will, darf sich nicht in eine Ecke stellen.
Gift ist. Aus Stuttgart wird des- halb berichtet, dass die dortige Parteiführung es zuletzt so gut es ging vermieden hat, durch allzu intensive Werbung für La- schet, Merz oder Röttgen die Anhänger der übrigen beiden zu vergraulen.
Aber auch in den übrigen Bun- desländern ist der interne Wahl- kampf nicht so laut wie üblich, weil ja überall die Bundestags- wahl bevorsteht. Das heißt ers- tens, dass diejenigen Delegierten, die im Herbst als Wahlkreisabge- ordnete nach Berlin wollen, alle übrigen beschworen haben, sich nicht laut und sichtbar zu streiten, weil das nur der Konkurrenz nutzt. Zweitens hat die CDU ihre Direktkandidaten in den Wahl- kreisen (im Augenblick sind es 181, und die meisten sind auch Parteitagsdelegierte) noch nicht aufgestellt. Auch das ist ein mäßi- gender Faktor.
Manche Bewerber um die Wahlkreisnominierung haben starke parteiinterne Konkurren- ten. Deshalb wollen sie es sich mit keiner Seite verscherzen und lassen offen, für wen sie sich beim Parteitag entscheiden. Das dämpft den Ton. Der Generalse- kretär eines Landesverbandes sagte jedenfalls, das „Wen wählst du?“ habe bei internen Debatten vor dem Parteitag sehr oft nur zwischen den Zeilen mitge- schwungen. „Die Listenaufstel- lung für die Bundestagswahl steht bevor, und da will sich nie- mand einen Nachteil schaffen“, erzählt er. „Wer in einem Wahl- kreis aufgestellt werden will, darf sich nicht in eine Ecke stellen.“
Schon an jenem Gründungstag im Hause Wulff ist das so gewesen. Als die zehn Männer die Grün- dungsurkunde unterschrieben hatten, standen sie auf und tran- ken einen westfälischen Korn. Der war natürlich schwarzgebrannt. Es gab halt nichts anderes.
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Mitgliedermagazin der Senioren-Union
Quelle:
FAZ.NET vom 15.01.2021 von Frank Pergande und Konrad Schuller
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Jungen Union, wo sie erst unlängst deren digitalen Deutschlandtag gleichsam als Test für den Bundes- parteitag miterlebte. Und bei der Frauen Union ist sie als Frau automatisch.
Am Ende ein Schwarzgebrannter
Manchmal gibt es auch offenen Streit, typischer- weise etwa zwischen der Mittelstandsvereinigung mit ihren Unternehmern und dem Arbeitnehmer- flügel. Die Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung, also die Organisation der Vertriebenen und Flücht- linge, ist hingegen so klein, dass sie vor Parteitagen nicht einmal ein eigenes Treffen anbietet. Bei den anderen gehört das normalerweise zum Stan- dardritual am Parteitagsvorabend.
Als Delegierter geht man dann zuerst zu der Ver- einigung, die man am meisten mag, zur Jungen Union, zu den Frauen oder auch zu beiden nachein- ander, um danach, bei Bier und Braten, den Abend beim „Geselligen Beisammensein“ des Landesver- bandes ausklingen zu lassen. Da schwirrt dann die Luft vor Lachen, Flüstern, manchmal auch Streiten, und für den nächsten Tag, wenn am Parteitag ge- wählt und abgestimmt wird, werden die letzten losen Enden von Tisch zu Tisch zusammengezurrt. Das ist diesmal anders. Wer plaudern oder letzte Absprachen treffen will, muss nebenbei telefo- nieren, Online-Konferenzen schalten, ins virtuelle „Café Konrad“ gehen und im Übrigen seinen Braten allein essen.
Ohnehin sind die internen Debatten vor diesem Parteitag eigentümlich verhalten gewesen. Anlass zu Diskussionen gibt es zwar genug, schließlich ging es um nichts Geringeres als um eine Dreier- Kampfabstimmung über den Mann, der die Partei zum nächsten Wahlsieg führen soll und vielleicht im September wieder ins Kanzleramt. Aber es gab auch Gründe zur Zurückhaltung. In einigen großen Ländern, etwa Baden-Württemberg und Rhein- land-Pfalz, sind im März Landtagswahlen, und des- halb ist dort allen in der Partei klar, dass jeder Streit


















































































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