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mehr als bedauerlich, dass sie in der Vergangenheit zum Teil in ein Nischendasein gerieten und ihre gebotenen Vorteile, be- stimmte Kreise der Gesellschaft an die CDU zu binden, nicht in einer Weise mehr nutzen konn- ten, wie das in früheren Jahren der Fall war. Über die Zeit ist ein gerüttelt‘ Maß an Engagement verschlafen worden, das nun neu geweckt werden muss.
muss die CDU damit beginnen, und das mit aller Entschlossen- heit verfolgen, sich ihrer Selbst- beschäftigung mit Seilschaften zu entledigen, die in der Vergan- genheit zu lähmenden innerpar- teilichen Querelen führten und am Ende die Regierungsmehr- heit kosteten. Ebenso überflüs- sig ist das Gerede von so ge- nannten „Traditionalisten“ und „Modernisierern“. Wenn man an
präzise als Volkspartei legiti- miert. Sektierer haben in einer Volkspartei nichts zu suchen.
Sei‘s drum, der Neubeginn der Partei, personell wie pro- grammatisch, soll nun mit einer bundesweiten Mitgliederbefra- gung beginnen. Das ist Neu- land, braucht aber deshalb nicht mit Unbehagen betrach- tet zu werden. Doch wenn sie für die Union ein erfolgreicher Anfang und ein Neubeginn werden soll, dann müssen auch ihre Mitglieder ihre Chance wahrnehmen, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu ma- chen. Andernfalls käme die Forderung nach mehr Mitglie- derbeteiligung dem Sprung eines Papiertigers gleich. Jedes Mitglied der CDU muss wissen, dass nur eine hohe, sehr hohe Wahlbeteiligung neues Ver- trauen in der Bevölkerung schafft, die andererseits den Anhängern der Partei neuen Mut macht und Aufbruchstim- mung erzeugt. Wer von seinem Stimmrecht keinen Gebrauch macht, sollte in Zukunft den Mund halten, wenn es um die notwendige Reform der CDU geht.
Gemeinsamkeit muss man durch gemeinsame Stärke be- weisen, sie macht Eindruck, nicht zuletzt in der Bevölke- rung. Wenn sich anschließend alle Freundinnen und Freunde unter der neuen Führung zu- sammenscharen und gemein- sam ein neues Programm un- terstützen, dann, so glaube ich, machen Wahlkämpfe für und in der Union auch wieder Freude, wie es ja natürlicherweise auch sein soll, um bei Helmut Kohl zu bleiben!
Prof. Dr. Otto Wulff
» Die CDU braucht neue Orien- die Anfangsjahre der Union zu-
rückgedenkt, wo in einer heute nicht mehr vorstellbaren Welt von totaler Zerstörung, bitterer Not, menschlichem Elend und
Noch in keiner Zeit zuvor war das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Großeltern, Eltern, Kindern und Enkeln so positiv geprägt wie in der Gegenwart.
tierungspunkte, die erkennbar machen, wofür ihre Politik steht. Allzu oft wurde sie in der Ver- gangenheit zu Kompromissen
genötigt, die mit der Meinungs- bildung in der auch von ihr ge- tragenen Regierung zu tun hat- ten und negative Auswirkungen für sie als Partei auslösten. In der Opposition geht es aber nun darum, wieder eigene originäre Standpunkte zu setzen und diese der Öffentlichkeit ver- ständlich zu machen. Ganz ent- scheidend wird ein Erfolg davon abhängen, inwieweit der neue Kurs in der Mitte liegt und dort auch bleiben soll. Nur in der Mitte, das weiß die Union, hat sie die besten Karten, als Volks- partei Stärke zu zeigen und ihre programmatische Schärfe er- folgreich sichtbar und verständ- lich zu machen. Und schließlich
auch unermesslicher menschli- cher Schuld die Union trotzdem Wurzeln schlug, die sie zur er- folgreichsten Volkspartei in der europäischen Nachkriegsge- schichte machten, die wesent- lich dazu beitrug, den Eintritt der Deutschen in die westliche De- mokratie- und Wertegesell- schaft herbeizuführen, dann sollte man aufkommendes alber- nes Sektierertum mit Blick auf Vergangenheit und Zukunft nicht überdehnen und endlich als Unfug abtun. Unter dem „C“ in ihrem Namen lassen sich alle unterschiedlichen Strömungen aus Erfahrung am besten verei- nen. Das „C“ ist es, das die Partei der CDU in ihrer ganzen Breite
6 Mitgliedermagazin der Senioren-Union