Page 21 - Ausgabe 4/2020 "alt & jung"
P. 21

 60%
der Internetnutzer sind Personen
ab 60 Jahren
  98%
der Personen unter 50 Jahren nutzen das Internet
gedauert, bis alle ver- standen haben, wie man Zoom installiert. Als es dann endlich alles gepasst hat, waren die Teilneh- mer kaum noch zu bremsen. Die haben sich un- glaublich gefreut, mit anderen Menschen in Kon- takt zu kommen. Viele leben ja allein und haben kaum Besuch. Plötzlich hatten sie Kommunikation und haben neue Menschen über diese Plattform kennengelernt, geschnackt und gelacht. Es hat echt gedauert, bis ich wieder schulen konnte, viele wollten einfach nur quatschen. Das hilft unheimlich
in der Corona-Zeit.
Kann die digitale Welt denn auf Dauer die persönlichen Kontakte ersetzen?
Natürlich nicht. Immer am PC zu sitzen und die an- deren Menschen nur virtuell zu sehen ist auf Dauer nicht so toll. Deshalb haben wir für den Weltsenio- rentag den Senioren-Flashmob organisiert. Bei strahlendem Sonnenschein und Hamburger Brise haben sich am 1. Oktober 2020 etwa 150 gut ge- launte Senioren vor dem Musik-Club KNUST auf St. Pauli in Hamburg getroffen. Einige Gäste sind sogar aus Berlin und Cuxhaven angereist. Unter Einhaltung der geltenden Corona-Regeln fand er in diesem Jahr als Gedichte-Flashmob statt, mit ge- meinsamem Rezitieren von bekannten Gedichten, die von den Gästen vorgetragen wurden. Musik gab es natürlich auch.
Passiert bei der digitalen Bildung in der Politik zu wenig?
Zurzeit ist es noch so, dass die digitale Bildung bei 65+ aufhört. Wir brauchen aber dringend kostenloses W-LAN für alle Menschen, damit die digitale Bildung nicht am Geld scheitert. In den Seniorenheimen ist die Ausstattung wirklich man- gelhaft und das ist besonders schlimm, weil viele nicht mobil sind. Gerade jetzt, wo viele wegen Corona noch nicht mal mehr Besuch empfangen können. Einige Bundesländer gehen das jetzt an. Da passiert mehr als vor fünf Jahren, aber in fünf Jahren wird die Welt doppelt so digital sein. Ein heute 70-Jähriger ist dann 75 und den müssen wir jetzt mitnehmen, sonst ist er abgekoppelt.
23%
der Onliner sind Personen ab 80 Jahren
Was planen Sie jetzt?
Jeden Sonntag spielen wir di- gital über Zoom ‚Stadt, Land, Gewässer‘, das wird sicher ein Spaß. Außerdem veranstalten wir wieder unsere ‚Versilberer- Partys‘, Musikwünsche werden gern entgegengenommen. Wer richtig aktiv sein will, kann auch auf Zoom mit Studenten am Intergenerationalen-Zoom- Quiz teilnehmen und sich mit anderen Teilnehmern duellie- ren.
Ihre Forderungen?
Es muss überall kostenlose Schulungsangebote geben. In jedem Dorf, jeder Stadt und jedem Ort. Es muss auch für alle Senioren selbstverständ- lich werden, sich im Internet zu bewegen. Dabei helfen uns unter anderen die BAGSO, „Deutschland sicher im Netz“ und viele andere Vereine. Es muss wie Strom und Wasser eine Grundausstattung W-LAN geben.
Das Gespräch führte Gabriele Grabowski
Unter www.wegeausdereinsamkeit.de können sich Interessierte per email anmelden. Dort finden Sie auch alle Informationen zu Zoomkonferenzen und Veranstaltungen. Die Teilnahme ist kostenlos. Der Verein finanziert sich ausschließlich durch Spenden.
  4|2020
21
Weblinks
Zur Person:
Dagmar Hirche ist eine Unternehmerin aus Hamburg und Gründerin des Ver- eins „Wege aus der Einsamkeit“. Mit ihrem sozialen Enga- gement und medi- enwirksamen Auftre- ten gibt sie der Generation 65+ ein positives Bild vom Altern und wurde dafür mit vielen Aus- zeichnungen geehrt.
  Foto: Stefan Maria Rother










































































   19   20   21   22   23