Page 30 - alt & jung 01/2021
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Mitgliedermagazin der Senioren-Union
oben: Dr. Carl und Dr. med. Veronica Carstens
links: Dr. Dorothee Schimpf
schäftigen, der Körper ist halt keine unkaputtbare Maschine, chronische Krankheiten fordern ihren Tribut, und das Angebot der Schulmedizin ist an dieser Stelle sehr überschaubar. Dies entspricht auch den Anfragen und Rückmeldungen der Mit- glieder von Natur und Medizin. Wir sehen, dass un- sere Mitglieder – ein hoher Prozentsatz ist über 65 Jahre alt – gesund und zufrieden älter werden wol- len und können. Es mag sein, dass wir hier subjektiv sind, aber wir glauben, dass dies auch an einem ge- sunden Lebensstil liegt, einem zentralen Konzept der Naturheilkunde. Hierbei unterstützen wir un- sere Mitglieder.
In dieser Corona-Zeit sind die älteren Men- schen besonderen seelischen Belastungen ausgesetzt. Sie können sich nicht so bewe- gen wie sie es gewöhnt sind, können Freunde und Angehörige nicht besuchen. Kann die Naturheilkunde und Homöopathie helfen, damit die Menschen sich einfach besser fühlen?
Ja, denn all das, was die Forschung jetzt unter dem Begriff „Resilienz“ als wichtig im Pandemie-Modus zusammenfasst, bieten Naturheilkunde und Ho- möopathie schon lange an. Ob Ordnungstherapie (der Begriff wurde übrigens von Max Bircher-Ben- ner, dem „Erfinder“ des gleichnamigen Müsli, ge- prägt), Selbstfürsorge, Achtsamkeit, Bewegungs- übungen oder Kneipp-Verfahren zur Stärkung der
körpereigenen Abwehr, es handelt sich um be- währte naturheilkundliche Verfahren.
Chronisch kranke Menschen müssen
häufig sehr viele Medikamente nehmen. Sind Naturheilkunde und Homöopathie
in diesen Fällen empfehlenswert?
Welchen Vorteil haben diese Mittel?
In der Tat nimmt ein Erwachsener von 70 Jahren durchschnittlich bis zu fünf verschiedene konventi- onelle Medikamente ein und mit jedem weiteren Arzneimittel wächst das Risiko von Nebenwirkun- gen und schädlichen Wechselwirkungen. Man schätzt, dass in Amerika jährlich mehr Menschen durch Arzneimittel-Nebenwirkungen ums Leben kommen als Soldaten im Vietnam-Krieg gestorben sind. Naturheilkunde und Homöopathie können helfen, Medikamente einzusparen, dazu gibt es mittlerweile auch gute Studien, etwa zu Kohlwi- ckeln oder Blutegeltherapie bei der Kniegelenks- arthrose.
Kann man denn die konventionellen Medi- kamente problemlos mit homöopathischen Mitteln mischen?
Einschränkend muss man allerdings sagen, dass auch pflanzliche Arzneimittel Nebenwirkungen haben können und zuweilen die Wirksamkeit kon- ventioneller Medikamente beeinflussen. Promi- nentestes Beispiel ist das Johanniskraut. Leider wissen nur 60 Prozent der Anwender über mögli- che Wechselwirkungen mit konventionellen Medi- kamenten Bescheid. Meine Empfehlung: Lassen Sie sich, wenn Sie naturheilkundliche Präparate ein- nehmen wollen, grundsätzlich beraten, in der Apo- theke oder von einem fachkundigen Therapeuten.
Welches sind die meisten Krankheiten im Alter?
Nach großen Sammelstatistiken sind es Herz-Kreis- lauferkrankungen (Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall), Erkrankungen des Bewegungsappa-
Fotos: Sabine Bungert