Page 23 - alt & jung 01/2021
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»Plastik wird dann problematisch, wenn es nicht im Kreislauf bleibt, sondern als „Müll“ in der Landschaft landet.
hezu keinen Bereich, wo Rezyklat nicht eingesetzt wer- den kann. Einige Hersteller tun dies bereits freiwillig, da vielen Kunden Nachhaltigkeit ein wichtiges Anlie- gen ist. Dies allein genügt aber nicht: Wir brauchen vom Gesetzgeber eine Mindesteinsatzquote an Rezyk- laten, beispielsweise in Verpackungen. Dies fördert nicht nur die Nachfrage nach Recycling-Rohstoffen, sondern schont auch Klima und Ressourcen.
Ab Juli 2021 gilt das Verbot von Einwegplas- tik EU-weit. Plastiktüten im Supermarkt sind bereits passé, Strohhalme in Getränken aus Pappe. Was kommt jetzt auf die Bürger zu? Die Industrie stellt jetzt entsprechende Produkte aus Materialalternativen zu Kunststoff her. Ich gehe nicht davon aus, dass das Produktangebot durch das Einweg- kunststoffverbot kleiner wird. Viele Bürger sind hier schon sehr sensibel.
In den Supermärkten sehen wir tonnenweise Plastikverpackungen, ändert sich das jetzt? Was kommt auf Gastronomen zu? Stichwort To Go?
Mit der Verordnung werden herkömmliche Einwegpro- dukte aus Kunststoff verboten, die aus fossilen Rostof- fen wie Rohöl hergestellt werden. Darunter fallen auch Wegwerf-Essenbehälter aus Polystyrol. Dies ist zwar gut gemeint, aber nicht realistisch gedacht: Wie sollen beispielsweise – und das sehen wir derzeit in der Co- rona-Krise, wo sehr viel Essen nach Hause bestellt wird – diese Produkte warm beim Kunden ankommen? Hier hat die Politik Beschlüsse gefasst ohne an geeignete Alternativen zu denken.
Was kann jeder Bürger zur Reduzierung oder Müllvermeidung tun?
Für den Verbraucher fängt die Kreislaufwirtschaft beim Einkauf an. Dabei gilt: auf recycelbare Materia- len beim Einkauf achten und diese nach Gebrauch ordnungsgemäßg trennen und entsorgen. So kann jeder Einzelne seinen Beitrag zu einem besseren Um- weltschutz leisten.
Das Interview führte Gabriele Grabowski
Peter Kurth ist Geschäftsfüh- render Präsident des BDE Bundesverband der Deut- schen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V. sowie Präsident der Europäi- schen Föderation der Entsor- gungswirtschaft (FEAD). Von 1999 bis 2001 war der Jurist Finanzsenator von Berlin und bis 2009 im Vorstand des Entsorgungsunternehmens Alba.
Umwelt, Natur & Nachhaltigkeit
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Zur Person:






















































































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