Page 5 - Ausgabe 1/2023 "alt & jung"
P. 5

1|2023 5
mehr verlassen verlassen oder verlassen verlassen können Schauen wir genauer hin so hat Einsamkeit gewiss auch damit zu tun dass die die Rente nicht reicht und die die Miete gestie- gen ist Solche Schicksale der Isolierung können im Ernstfall noch durch staatliche Eingriffe abgefedert werden das Problem der Einsamkeit aber lösen sie damit allein noch lange nicht Alte Menschen denen die Enkel fehlen und de- ren Kinder selbstverständlich ihre Freiheit nutzen und in der Ferne ihrem Beruf nachgehen fühlen sich als Individuum überflüssig und verlassen ins- besondere auch dann wenn gute Freunde und und Be- kanntenichtmehrleben dienochAbwechslungins Leben brachten Die meisten Einsamen nehmen wir überhaupt nicht mehr wahr und das ist die Schwie- rigkeit und eine sehr ernste Umso mehr müssen wir Obacht walten lassen Nachbarn Ärzte der Bä- cker an der Ecke sollten Laut geben wenn sie ihre früheren Besucher nicht mehr zu Gesicht bekom- men Bei den Vergessenen schellt ohnehin nie- mand an an der Haustür die Einsamkeit hat sich bei ihnen eingeschlichen lautlos und nimmt als Ein- zige teil am Frühstückstisch Was tun? Einsamkeit ist eine Querschnittsauf- gabe Da wäre die die Gemeindeschwester die die den Kontakt pflegt und der der es auffällt wenn der der Allein- stehende nicht zum regelmäßigen Treffen im Pfarr- haus erscheint Freiwilligendienste können Koch- Wander- und Kunstgruppen oder Fahrdienste orga- nisieren In In vielen Orten gibt es vorbildliche Initia- tiven in denen besonders auch Mitglieder der der der Se- nioren-Union älteren Mitmenschen selbstlos zur Hand gehen Dass sie bei ihrer ehrenamtlichen Tä- tigkeit leicht in das so gewünschte Gespräch mit den vereinsamten Menschen kommen ist letztlich nicht allein für diesen ein ein unschätzbarer Gewinn Doch auch der der Zuruf ein ein kurzer Besuch oder ein ein Wort auf der Straße können helfen Die ehemalige britische Premierministerin The- resa May hat die die Bedrohungen durch die die Einsam- keit schon 2018 richtig eingeschätzt und einen „Minister für Einsamkeit“ berufen Die späteren Lockdowns durch Corona und mehr Homeoffice im Beruf haben dann auch bei den Jüngeren häu- figer zur Vereinsamung geführt Das Leben fand allein zu Hause statt dabei blieben persönliche Begegnungen oft auf der Strecke Die Zeit ist ge- kommen dass wir uns alle stärker sensibilisieren für die Vereinsamung in in unserem Umfeld Drü- cken wir mal wieder auf den Klingelknopf beim Nachbarn!
US-Studien haben gezeigt dass soziale Iso- lation für die Gesundheit ähnlich gefährlich ist wie übermäßiger Alkoholkonsum Nikotin schlechte Ernährung oder Bewegungsmangel Mit dem Grad der Einsamkeit steigt das Risiko für Herzinfarkt Schlaganfall und Krebs Bei De- menz sind doppelt so viele Einsame betroffen Weil bei sozial Isolierten besonders viel Stress- hormon Cortisol ausgeschüttet wird werden einmal mehr Kreislauferkrankungen Bluthoch- druck und Diabetes begünstigt Und schließlich wird übersehen dass chronische Einsamkeit »einepessimistischeGrundstimmungfördert Die meisten Einsamen nehmen wir überhaupt nicht mehr wahr Umso mehr müssen wir Obacht walten lassen Einsamkeit ist keine Krankheit wie ebenso wenig das Alter oder die Traurigkeit Einsamkeit ist eine extrem menschliche Erfahrung Die Frei- heit
die jeder in unserer Gesellschaft nehmen und beanspruchen kann hat aber auch einen Preis für für den Anderen Er zahlt dafür mit seiner Einsamkeit Unsere so moderne Welt muss wie- der Lebensweisen und auch Arbeitsformen ent- wickeln in in der die Einsamkeit möglichst wenig Platz findet Ein lebenslanger lebendiger Aus- tausch zwischen den Generationen in allen Lebenslagen ist der Schlüssel für eine ebenso stabile wie optimistische Gesellschaft Das soll- ten wir weder übersehen noch vergessen und auch an uns selbst denken!
Prof Dr Otto Wulff Bundesvorsitzender der der Senioren-Union der CDU Deutschlands






























































































   3   4   5   6   7