Nach den jüngsten Äußerungen von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, der in einem SPIEGEL-Interview ein verpflichtendes soziales Jahr für alle Rentnerinnen und Rentner forderte, hat die Senioren-Union der CDU Deutschlands deutliche Kritik geäußert.
„Dieser Vorschlag ist nicht nur praxisfern, sondern auch respektlos gegenüber einer Generation, die unser Land über Jahrzehnte aufgebaut hat“, erklärte der kommissarische Bundesvorsitzende der Senioren-Union, Helge Benda. „Wir reden hier über Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet, Familien großgezogen, Steuern gezahlt und das Gemeinwesen getragen haben. Sie im Alter zu staatlich verordneten Zwangsdiensten heranzuziehen, widerspricht jeder Vorstellung von Gerechtigkeit.“
Fratzscher hatte in dem Interview argumentiert, die ältere Generation müsse stärker Verantwortung übernehmen, um den Generationenvertrag neu auszubalancieren. Neben Ideen zu einem „Boomer-Soli“ brachte er die Pflichtdienste für Rentner als Mittel ins Spiel, um die Jüngeren zu entlasten.
Die Senioren-Union verweist dagegen auf die bereits heute enormen Beiträge älterer Menschen zum Gemeinwesen: Millionen Stunden ehrenamtlicher Arbeit in Vereinen, Kirchen, Nachbarschaften und Pflegeinitiativen. „Dieses Engagement lebt von Freiwilligkeit und innerer Überzeugung – nicht von staatlichem Druck“, so Benda.
Darüber hinaus warnt die Senioren-Union vor den sozialen und rechtlichen Folgen einer solchen Maßnahme. „Viele Ältere sind gesundheitlich eingeschränkt, viele pflegen Partner oder kümmern sich um Enkelkinder. Das ist gelebte Solidarität mit einem Gegenwert in Höhe mehrerer Milliarden Euro, die von der älteren Generation bereits erbracht werden. Ein verpflichtendes Sozialjahr für Rentner wäre ein Irrweg – rechtlich wie gesellschaftlich“, sagte Benda.
Anstatt über neue Pflichtdienste zu spekulieren, sollten die Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement verbessert werden: durch steuerliche Anreize, besseren Versicherungsschutz und eine gezielte Förderung zivilgesellschaftlicher Organisationen.
„Wir brauchen Anerkennung statt Bevormundung, Förderung statt Zwang“, fasste Benda zusammen. „Ein Staat, der seine Älteren zu Dienstpflichten zwingt, verspielt Vertrauen und gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
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